Leitbild des ehemaligen Zentrums für Systematische Musikwissenschaft
Das Zentrum für Systematische Musikwissenschaft (SysMusGraz, 2009-2023) stand für Forschung und Lehre in allen Teilbereichen der Systematischen Musikwissenschaft. Der Schwerpunkt lag im Bereich Musikpsychologie, wobei interdisziplinäre Interaktionen sowohl mit Mutterdisziplinen (z.B. Psychologie, Physik, Neurowissenschaften, Kognitionswissenschaften, Soziologie, Philosophie und Musikinformatik) als auch mit anderen Bereichen der Musikologie (z.B. Ethnomusikologie, Historische Musikwissenschaft, Jazz und Popularmusik) großgeschrieben wurden. Zu den Forschungsthemen gehörten:

- Die Wahrnehmung von Tonhöhe, Konsonanz und Tonalität in westlicher Musik, mit Implikationen für Musiktheorie;
- Neurologische Grundlagen von Musikalität, (Fähigkeiten und erfahrungsabhängige Plastizität), die Entwicklung musikalischer Fähigkeiten bei Kindern, und Transfereffekte auf kognitive Bereiche;
- Die Psychologie musikalischer Interaktion und Kreativität mit einem Fokus auf embodiement (Verkörperung), embedding (Einbettung), extension (Ausdehnung) und enactment (durch Interaktion entstanden) in der Kognition mit Implikationen für Musikerziehung und Entwicklung; und
- Kulturübergreifende Perspektiven auf die Musiktherapie und Musikmedizin: Heilung, Rituale, Veränderte Bewusstseinszustände.
Tiefgreifende Interdisziplinarität
Um ein Licht auf solch komplexe Themen zu werfen, spezialisierten wir uns auf Interdisziplinarität zwischen erkenntnistheoretisch weit entfernten Disziplinen. Unsere ForscherInnen strebten nach einer Balance zwischen Geisteswissenschaften (z. B. Anthropologie, Geschichte, Philosophie), Naturwissenschaften (Psychologie, Physik, Biologie, Informatik) und praktisch orientierten Disziplinen (Aufführungspraxis, Komposition, Therapie, Erziehungswissenschaften, Medizin). Wir förderten tiefgreifende Interdisziplinarität aktiv und international durch die Conference on Interdisciplinary Musicology (CIM) und das Journal of Interdisciplinary Music Studies (JIMS), die beide vom Zentrum gegründet und geführt werden.
Zukunftsorientierung
“We work for tomorrow”: Unsere Forschung hatte Auswirkungen auf die Zukunft nicht nur in Gebieten wie Musikalische Neurowissenschaften, Musikalische Kognition, und Kognitive Ethnomusikologie, sondern auch auf jene verwandter Disziplinen wie Musikerziehung, Musiktheorie, und Musiktherapie. Über musikalische Themen hinaus beschäftigten wir uns mit der Zukunft interkultureller Interaktion und der Zukunft der globalen Ökosphäre.
Digitalisierung. Digitale Methoden waren Zentral für unsere Forschungsarbeit. Wir führten statistische Analysen von historischen Musikdatenbanken durch, um neue Einblicke in Musiktheorie und Musikkognition zu erlangen. Wir setzten computergesteuerte neurologische Messinstrumente (EEG, bildgebende Verfahren) ein, um die Neurobiologie der Musikkognition zu untersuchen. Wir entwickelten und organisierten weltweit zugängliche, kohlenstoffarme, semi-virtuelle Konferenzformate, die die Vorteile aufkommender audiovisueller Kommunikationstechnologien nutzen.
Internationale Sichtbarkeit. Unsere Forschungsergebnisse wurden hauptsächlich in englischsprachigen, renommierten, international peer-revierten Fachzeitschriften veröffentlicht. Wir förderten die deutsche Sprache in unseren Interaktionen mit Medien, Studierenden und Kollegen in Forschung und Verwaltung.
Kollegialität. Wir förderten und kultivierten ein freundliches, kollegiales Arbeitsumfeld. Unser gemeinsames Ziel war die durch internationale ExpertInnen kontrollierte wissenschaftliche Qualität. Das Personal des Zentrums war mit Blick auf dieses Ziel ausgewählt worden. Wichtige Informationen wurden allen Mitgliedern des Zentrums zugänglich gemacht. Unterschiedliche Meinungen und Herangehensweisen wurden respektiert. Studierende wurden über Konferenzen, Stellenangebote und andere Gelegenheiten zur Karriereentwicklung informiert.